„Wir sind heute in einer anderen Welt aufgewacht!“

Mit diesen Worten verkündete Bundesaußenministerin Annalena Baerbock am 24. Februar 2022 in Berlin den russischen Angriff auf die Ukraine. Ganze Städte liegen seitdem in Schutt und Asche, unzählige Zivilisten sind die Leidtragenden.

Diesem „Bösen“ wollten wir nicht untätig gegenüberstehen. Und so machten wir, Tanja, Jessica und Max uns am 11. März 2022 auf den Weg an die polnisch- ukrainische Grenze; beladen mit gespendeten Hilfsgütern. Im Lager in Radymno angekommen, wurde schnell klar, dass die Helferinnen und Helfer vor Ort mit den Massen an Kleiderspenden restlos überfordert waren.

So luden wir Medikamente, Lebensmittel und Hygieneprodukte ab und nahmen die Kleiderspenden wieder mit nach Deutschland, in dem Wissen, dass die ersten Geflüchteten bald in Deutschland eintreffen würden und sich über Kleidung freuen werden.

Doch wie sollten wir die Spenden nun an die Menschen, die sie dringend benötigen verteilen?

Die Antwort hierzu kam am 17.3.2022 um 14:31 Uhr von Judith per WhatsApp- Nachricht: „Ich hab jetzt mal den Typen vom FSV angeschrieben…Wie wäre es denn, wenn man da oben einfach mal für 2 Tage Kleiderständer hinstellt und so ne Abholung macht…oder meint ihr, das ist totaler Quatsch?“ Der Typ vom FSV, Christian Bauermeister (1. Vorsitzender des FSV), war sofort bereit hierfür das Vereinsheim des FSV Gevelsberg zur Verfügung zu stellen.

In den nächsten Tagen kamen noch drei weitere Frauen dazu: Denise, Jasmin und Karo. Und plötzlich gab es da „Come together, Be happy“ und die Sache ist irgendwie ein wenig eskaliert. Aus der kleinen Kleiderkammer wurde eine zweitägiges Fest auf dem ganzen Gelände des Stadion Stefansbachtal.

Am Samstagmorgen um 11:00 Uhr eröffnete Sonja Dehn, stellvertretende Bürgermeisterin, die Veranstaltung mit der ersten Spende des Tages und bedankte sich, auch im Namen von Herrn Bürgermeister Jacobi, bei den Organisatorinnen für ihr ehrenamtliches Engagement. 600 Portionen Waffelteig und 650 Hot Dogs wurden gespendet. Der Hüpffloh Gevelsberg stellte für das gesamte Fest kostenlos eine Hüpfburg inkl. Personal zur Verfügung. Das Spielmobil der Stadt Gevelsberg durfte genutzt werden. Manuela Gabriel organisierte eine Station zum Steine bemalen. Der Splittprofi, Steinbruch und Sägebetrieb Lange e.K., lieferte hierfür kostenlos ca. 50 kg Steine.

An der Mal- und Wünschestation kamen zahlreiche Wünsche zusammen. Andreas Kalin sorgte für die musikalische Untermalung des Festes. Am Samstagnachmittag marschierten dann die deutschen Meister der Show- und Marchingbands, die Iserlohner Stadtmusikanten ein und sorgten für super Stimmung.

Sprachmittlerinnen und Sprachmittler haben es ermöglicht, dass wirklich alle miteinander in Kontakt treten konnten. Die kostenlose Boutique und der Spielzeugladen wurden von den Geflüchteten aus der Ukraine, aber auch aus Afghanistan und Syrien so gut angenommen, dass am Samstagnachmittag ein erneuter Spendenaufruf über Facebook an die Gevelsbergerinnen und Gevelsberger gerichtet wurde. Auch hier war die Resonanz überwältigend, sodass der „Verkauf“ am Sonntag weiter gehen konnte.

Am Nachmittag rührte der Singer- Songwriter, Marcel Onufried die Herzen mit seinem Song „Für den Weltfrieden bereit“.

Die einzige Voraussetzung für den Triumph des Bösen ist die Untätigkeit der Guten. (-Edmund Burke)

Diesen Triumph gönnte Gevelsberg dem Bösen aber nicht! 650 bis 700 Menschen standen an diesem Wochenende gemeinsam für den Frieden. Video!!! Am Sonntagnachmittag dann das absolute Highlight für uns Organisatorinnen: Ein junges ukrainisches Mädchen kam auf Tanja zu und bat darum, für die Glitzerfrauen singen zu dürfen. Schnell war ein Mikrofon organisiert. Als die 10 jährige Olga Lukaschenko aus Charkiw das ukrainische Lied „Oh, im Kirschgarten“ sang, waren alle Anwesenden zu Tränen gerührt. Später stellte sich heraus, dass die kleine Olga sich seit ihrem 6. Lebensjahr mit Gesang und Choreographie beschäftigt und bis zum Kriegsbeginn Schülerin an der „Children Academy of Pop Art“ war. Die Mutter der kleinen Olga bedankte sich anschließend für die zwei Tage Urlaub, die wir ihr und ihrer Tochter mit dem Fest beschert haben.

So fing alles an… der Wunsch weiter „Gutes zu tun“ lies uns fortan nicht mehr los.